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Artikel vom 13. November 2025

hei.gründer:innenstory: Hannah Habertag von maauwikids

Manchmal sind es die Herzensprojekte, die uns am meisten verändern – und die größten Abenteuer bereithalten. Für Hannah, Gründerin von maauwikids, begann alles mit der Idee, Kinderbücher zu schaffen, die klischeefrei, kunterbunt und kreativ sind. In den letzten Jahren hat sie nicht nur ihr eigenes Unternehmen aufgebaut, sondern auch eine Menge gelernt, ein starkes Netzwerk gefunden und erfahren, wie bereichernd es ist, seiner Leidenschaft zu folgen.

In diesem Blogartikel erzählt Hannah von ihrem Weg, den Herausforderungen, den Erfolgen – und warum es sich lohnt, einfach mal anzufangen.

Foto: Hannah Habertag 

 

Das Interview mit Hannah Habertag, maauwikids:

Mein Name ist Hannah, ich bin die Gründerin von maauwikids, einem kleinen Verlag für klischeefreie, kunterbunte und kreative Bücher, außerdem 5-fach-Mama, Kreativkopf, Sonnenanbeterin, Viel-Leserin, Chorsängerin und Lagerfeuer-Fan.

Ich habe einen kleinen Verlag gegründet und bringe Bücher raus, die es so noch nicht gibt: kunterbunte, klischeefreie und kreative Bücher zum Mitmachen.

 

maauwikids steht u.a. für Erinnerungs- und Mitmachbücher jenseits von rosa Glitzer oder blauen Autos. Was hat Dich dazu bewegt, mit diesen Klischees aufzuräumen – und wie reagiert Deine Zielgruppe darauf?

Ich finde dieses „Mädchen sind lieb und basteln gern, und Jungs sind wilde Kerle“ soooo langweilig, realitätsfern und einengend. Meine fünf Kinder sind alle ziemlich unterschiedlich – mit verschiedensten Interessen, Talenten und Vorlieben – und diese werden nicht an ihrem Geschlecht festgemacht, sondern an ihrem Wesen, ihrem Charakter und den Angeboten, die sie ansprechen. Ich vermute, das ist nicht nur bei meinen eigenen Kindern so. 😉

In unserer Gesellschaft werden Kinder aber schon vor ihrer Geburt in rosa und hellblaue Schubladen gesteckt – mit jeweils „akzeptierten“ Verhaltensweisen und Vorlieben. Und so gibt es leider auch im Buchmarkt diese krasse Trennung nach Geschlecht.

Ich wollte mit maauwikids kunterbunte Gegenstücke schaffen – für alle Kinder, nicht „nur für Jungs“ oder „nur für Mädchen“. So können die Kinder tatsächlich wählen, was ihnen gefällt, und sich freier entfalten.

Ich höre von so vielen Menschen, vor allem Eltern, dass sie super dankbar sind, dass endlich mal etwas Neutraleres auf dem Buchmarkt erscheint. Kinder selbst können das ja noch nicht so beschreiben, weil sie nicht wissen, was Gendermarketing ist – aber sie finden die Bücher schön, die Fragen lustig, die Gestaltung ansprechend und die passenden Glitzertaschen mega – egal, ob Junge oder Mädchen.

 

Deine Bücher funktionieren für alle Kinder und Familienformen – das klingt selbstverständlich, ist es aber leider nicht. Was bedeutet Vielfalt für Dich konkret beim Gestalten Deiner Bücher?

Meine Bücher haben alle eine kunterbunte Farbpalette mit allen möglichen Farben. Das Babytagebuch gibt es nicht in Rosa und Hellblau, sondern einfach in bunt – funktioniert nämlich für alle Babys. Außerdem ist es so formuliert, dass es nicht nur für eine Mutter-Vater-Kind-Familie passt, sondern auch für all die vielen Familienformen, die es gibt.

Die Freundschaftsbücher stellen lustige Fragen und sind mit bunten Konfettipunkten oder farbenfrohen Flächen gestaltet – so, dass sie allen Kindern gefallen.

Für mich steht dieses „kunterbunt“ auch für eine bunte Gesellschaft, in der Vielfalt eine Bereicherung darstellt und ein wertschätzendes Miteinander gelebt wird.

Zusätzlich lege ich Wert auf eine möglichst genderneutrale Sprache. Das setze ich in den Freundschaftsbüchern ganz einfach um. Zum Beispiel heißt es bei mir statt der Frage „Wenn ich Chef wäre“: „Wenn ich bestimmen könnte“.
Früher hatte eines meiner ersten Bücher die Frage: „An Fasching werde ich…“. Nachdem mich eine Kundin darauf aufmerksam gemacht hat, dass es bei ihnen nicht Fasching, sondern Karneval heißt, habe ich die Frage umformuliert. Ab der nächsten Auflage hieß es dann: „Ich verkleide mich gern als…“ – drückt das Gleiche aus, ist aber sehr viel allgemeiner formuliert. Dieses Prinzip versuche ich konsequent durchzuziehen.

 

Freundschaftsbücher, Schwangerschaftstagebücher, ein Kunstsachbuch… Du schaffst Formate, die mitdenken, mitfühlen und mitmachen. Wie findest Du die Balance zwischen Kreativität und Struktur in Deinem Angebot?

Mir gefällt die Idee, dass meine Bücher von jedem Menschen noch gestaltet werden, also noch nicht fertig sind. Man darf reinschreiben, reinmalen, damit arbeiten, es anderen zum Ausfüllen geben…jedes Buch wird so zu einem ganz individuellen Erinnerungsschatz und kann beliebig kreativ bearbeitet werden.

Mit dieser Fokussierung habe ich auch gleichzeitig eine klare Struktur für das Verlagsprogramm von maauwikids geschaffen. So gern ich Kinderbücher, Vorlesebücher und rein informative Sachbücher liebe: bei maauwikids kommen nur Bücher ins Programm, die noch nicht fertig sind und individuell fertiggestellt werden können.

 

Foto: Hannah Habertag

 

Viele Deiner Bücher laden zum Mitgestalten ein – warum ist Dir dieser partizipative Ansatz so wichtig, gerade im Kinder- und Familienbereich?

Weil es Kindern Spaß macht! Weil es kreativ ist und weil Kinder die besten Ideen haben. So wird jedes Buch zu einem Unikat und bereitet hoffentlich noch Jahre lang Freude.

 

Du entwickelst alles selbst – vom Konzept über die Gestaltung bis zum Versand. Was hat Dich beim Gründen am meisten herausgefordert, und was hat Dich positiv überrascht?

Ich bin als absolute Quereinsteigerin in die Verlagswelt gekommen und habe ziemlich naiv „einfach mal gegründet“. Mir habe ich dann Schritt für Schritt alles selbst beigebracht. Anfangs habe ich viel gestaltet, die ersten Bücher geschrieben, illustriert und gelayoutet. Dann mussten sie gedruckt werden, anschließend verschickt. Eine Vertriebsstruktur musste aufgebaut, Marketing gemacht, Social Media bespielt und ein Netzwerk gepflegt werden… Das ist teils super anstrengend, vor allem aber auch sehr spannend.

Herausfordernd ist für mich manchmal die starre Struktur des Buchmarktes in Deutschland, die es vor allem kleinen Playern sehr schwer macht. Besonders verhasst ist mir alles, was mit Steuern und Buchhaltung zu tun hat. Das ist so übertrieben bürokratisch in Deutschland, dass es mich oft schier verzweifeln lässt. Unglaublich viel Zeit geht für diesen Papierkram drauf, bevor ich überhaupt die Chance habe, einen Euro zu verdienen. Da dürfte sich noch gaaaaanz viel ändern, wenn es nach mir ginge.

Positiv überrascht bin ich von meinem inzwischen wirklich tollen Netzwerk, vor allem im Kinderbuchbereich. Aber auch bei Netzwerken für Selbstständige habe ich so viele tolle Menschen kennengelernt und empfinde das Miteinander als sehr unterstützend, begeisternd und voller Freude an der Arbeit. Das ist richtig schön.

 

Gibt es eine Rückmeldung zu einem Deiner Bücher, die Dir besonders im Kopf geblieben ist – vielleicht weil sie gezeigt hat, wie sehr Deine Idee gebraucht wird?

Ich liebe es, auf Messen direkt mit der Kundschaft ins Gespräch zu kommen. Ich brauche das auch ab und zu, damit ich – die im Alltag meistens allein im stillen Kämmerlein arbeitet – das direkte Feedback mitbekomme und sehe: Ja genau, meine Bücher SIND wichtig, MACHEN Sinn, BEREITEN Freude, FEHLTEN noch auf dem Buchmarkt und BEGEISTERN durch ihr schlichtes Design und ihren kunterbunten, klischeefreien Ansatz. Am allerbesten ist es natürlich, wenn Kinder an meinen Stand kommen und begeistert rufen: „Ohhhh, das Buch ist aber schöööön!“ 🙂

 

Am 15.07.2025 ist Dein erstes Sachbuch über Aquarellfarben erschienen – wie kam es zu dieser Idee, und worauf dürfen sich kleine (und große) Kreative besonders freuen?

„Malva und das verborgene Atelier. Eine Entdeckungsreise durch die Welt der Farben“ ist ein 4-Generationen-Familien-Herzensprojekt. Geschrieben und illustriert hat es meine Mutter Anna Elisabeth Schilling, die jahrzehntelang an bayerischen Gymnasien Kunst unterrichtet hat. Sie hat ein wunderbares Kunstsachbuch für Kinder ab 10 Jahren geschaffen, das einmal quer durch die Welt der Farben, der Aquarellmalerei und der Kunstbegeisterung führt. Es enthält interaktive Mitmach-Aufgaben, einen informativen Sachbuchteil und erzählt die süße Geschichte einer Oma und ihrer Enkelin.

Ursprünglich hatte meine Mutter meiner ältesten Tochter zum 7. Geburtstag ein kleines, selbstgemaltes Heftchen zum Thema Aquarell geschenkt. Ich fand das so großartig (und die Kinder auch), dass ich dann, als es maauwikids irgendwann gab, sagte: „Mama, das müssen wir nochmal professionell aufziehen.“ So kam das eine zum anderen.

Wir haben gemeinsam mit unserer Lektorin eine Rahmenhandlung um den Sachbuchteil entwickelt, ich habe Layout und Satz erstellt, meine Mutter hat gemalt und weiter am Text gefeilt, und schließlich haben alle ihre 14 Enkelkinder irgendwie am Buch mitgearbeitet. Das gesamte letzte Jahr war eigentlich von diesem Projekt geprägt: Bei jedem Familienfest, jedem Besuch und auch zwischendrin in den Chat-Gruppen ging es heiß her – unsere Familie ist immerhin auf drei Bundesländer verteilt: Bayern, Niedersachsen und Hamburg 😉

Herausgekommen ist ein wirklich tolles Buch, das Kunstbegeisterung vermittelt und weit mehr ist als nur eine Anleitung, wie man z. B. ein bestimmtes Objekt mit Wasserfarben malt.

Foto: Hannah Habertag 

 

Und zum Schluss: Wenn Du auf Dein bisheriges maauwikids-Abenteuer schaust: Was macht Dich besonders stolz – und was würdest Du anderen raten, die mit einer Herzensidee loslegen wollen?

Unfassbar, was in den letzten 3-4 Jahren alles passiert ist, was ich alles gelernt habe, wen ich alles kennengelernt habe, wieviel ich gewachsen bin in vielerlei Hinsicht. Egal, ob ich maauwikids für immer und ewig weiterführen kann, oder es sich irgendwann nicht mehr finanziell trägt, oder sich etwas anderes ergibt: ich hätte sehr viel verpasst, wäre ich in meinem Angestelltenjob geblieben. Deshalb: Wer ein Herzensprojekt hat, einfach mal probieren. Mehr als nicht klappen, kann auch nicht passieren.

 

Vielen Dank für das tolle Interview.

Mehr Informationen findet ihr unter https://maauwikids.de/.

 

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