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Artikel vom 29. April 2024

hei.gründerstory: KI für das Imkern

KI Imkerei

Kevin Kraus, Dr. Michelle Maurer-Saal und Julian Obrecht (v.l.n.r.) haben gemeinsam HIVESOUND gegründet– der Informatiker, die promovierte Biologin und der Wirtschaftsingenieur gaben Anfang 2023 ihre Jobs auf, um die Digitalisierung der Imkerei gezielt voranzutreiben. Foto: Nadja Hansen WHY

Dass man am Summen erkennt, ob der Bienenstock gesund ist, ist für Profi-Imkernde nichts Neues. Aber wenn man all denen, die weniger gewieft sind, ein Tool zur Verfügung stellen könnte, das Audiodaten der Honigbienen sammelt? Diese mit KI auswertet und den Hobby-Imker:innen so jede Menge Arbeit erspart? Für Julian Obrecht, Dr. Michelle Maurer-Saal und Kevin Kraus war diese Frage der Startschuss für ihre Gründung HIVESOUND – und so vielversprechend, dass der Informatiker, die promovierte Biologin und der Wirtschaftsingenieur Anfang 2023 ihre Jobs aufgaben, um ihr Produkt gezielt voranzutreiben.

Irgendwie passte alles zusammen: Hobby-Imker und Informatiker Julian sprach mit seinem Ex-Mitbewohner Kevin über ein Unternehmen, das mit Bilderkennung prüfte, wie viele Honigbienen den Stock verließen. Kevin hatte im Rahmen seines Wirtschaftsinformatik-Studiums ein Projekt laufen, das das Summen von Bienen analysierte. Da traf es sie wie der Blitz. Das Projekt war nicht nur vielversprechender als andere, man könnte damit tatsächlich erfolgreich selbstständig sein. Wirtschaft, KI, Informatik und Unternehmensführung deckten die Freunde ab. Nur in der Biologie klaffte eine Lücke. Doch sie hatten Glück. Michelle, eine Freundin von Julian, promovierte Biologin und gerade nach Hamburg gezogen, hatte Lust auf das Projekt.

KI fürs Imkern

Die Gründung HIVESOUND sammelt Audiodaten von Bienen und wertet diese mithilfe von KI für Imker:innen aus. Foto: HIVESOUND

Sie knüpften Kontakt zu Jonathan Bank von der Innovations- und Vernetzungsagentur EurA AG, der die „Beenovation“ organisiert, ein Dach, das unterschiedliche Bienen-Forschungsprojekte verbindet. „Die erste Beenovation im März 2023 war unser erster Arbeitstag“, lacht Julian. Zuvor hatten sich die Gründer:innen mit Erfolg beim AI.STARTUP.HUB Hamburg für eine sechsmonatige Förderung beworben. „32.000 Euro für Prototypen und Sachmittel. Man wird in verschiedene Chat-Gruppen eingeladen, z.B. in den Startup Port und es werden Angebote geteilt. So sind wir auch auf das hei.programm gekommen“, erinnert sich der 34-Jährige.

Nicht sexy, aber essentiell: die Finanzierung der Gründung

Mit einem Imker besuchte er dann den von der hei. organisierten Hamburger Gründer:innentag – und hatte ein echtes Aha-Erlebnis. „Bis dahin hatten wir unser visionäres Uni-Mindest. Da ging es vor allem darum, wie krass man skalieren kann. Aber dort wurde wirklich Grundlegendes für die Gründung angesprochen und wir kamen auf den Boden der Tatsachen“, so der Bad Dürkheimer. Es folgte ein Kick-off-Meeting bei der hei. und eine erste Gründungsberatung, zu der Julian den Antrag mitbrachte, den sie für das AI.STARTUP.HUB geschrieben hatten – und die Leerstellen wurden konkreter.

Passend zu den Lücken wählte er aus dem hei.programm die ersten hei.seminare aus: „Liquiditätsplanung ist wichtig“ und „Wie findet man den richtigen Steuerberater?“, beide bei Nicole Stroot. „Ist nicht sexy, aber am allerwichtigsten: Dir darf das Geld nicht ausgehen. Förderungen gibt es, aber man muss die richtigen Töpfe finden und Leute, die sich auskennen. Dafür waren die Gründertipps der hei.beratung super“, so Julian. Um ihr Produkt marktreif zu machen, bedarf es allerdings noch einiger Forschung und mehrerer Versuchsreihen. Und die wollen finanziert sein.

KI fürs Imkern

„Unsere Software bringt Daten wie z.B. das Wetter mit der Echtzeitüberwachung durch Sensoren zusammen, so dass wir unseren Nutzern über ein Freemium-Abo-Modell optimale Handlungsemfpehlungen geben können. Das Ziel ist es, die Betreuung der Honigbienenvölker zu vereinfachen. Und die Imkerschaft von Routinearbeiten zu entlasten“, umschreibt es Julian. Foto: HIVESOUND

Lebenshaltungskosten sind Teil des Geschäftsplans

Vor Ablauf der ersten Förderung bewarb sich das Trio deshalb für das Exist-Gründerstipendium. „Das läuft über die Uni. Aber man muss ein mit einem Businessplan vergleichbares Ideenpapier einreichen“, erklärt Julian. „Das Wissen und das Material aus den Gründungsseminaren konnte ich dafür super nutzen. In Video-Telefonaten mit Nicole Stroot wurde das Ideenpapier weiter optimiert – und wir waren erfolgreich.“ Bis Ende Februar 2025 sind sie nun finanziert. Fortbildungen, Workshops, Reisekosten, Hardware und Studien werden von den 130.000 Euro abgedeckt. „Für uns bleiben 2.500 Euro brutto pro Person ohne Krankenkasse und Rentenbeiträge. Die Gesamtsumme wirkt kleiner, wenn man davon lebt“, resümiert der IT-Spezialist.

Aber ihr Ziel rückt näher: Die Digitalisierung der Imkerei mithilfe von KI über ein Echtzeitmonitoring, das über Mikrofone im Inneren des Bienenstocks erfolgt und frühzeitig Aufschluss über Anomalien gibt. „Unsere Software bringt Daten wie z.B. das Wetter mit der Echtzeitüberwachung durch Sensoren zusammen, so dass wir unseren Nutzern über ein Freemium-Abo-Modell optimale Handlungsemfpehlungen geben können. Das Ziel ist es, die Betreuung der Honigbienenvölker zu vereinfachen. Und die Imkerschaft von Routinearbeiten zu entlasten“, umschreibt es Julian. „Und die Anforderungen ändern sich: Aktuell erfassen wir die Angriffe der invasiven Asiatischen Hornisse.“

KI fürs Imkern

2025 soll die Sensorik von HIVESOUND auf den Markt kommen, Ende 2026 hoffen die Gründer:innen auf die ersten schwarzen Zahlen. Ihren Gründungsspirit lassen sie davon nicht trüben. „Man muss Lust darauf haben und für sein Thema brennen“, findet Julian, „und für uns ist natürlich befriedigend, dass man einen Mehrwert schafft!“ Foto: HIVESOUND

Wie ergänzt man sich als Unternehmerpersönlichkeit?

Um die Technologie mit Sensorik vorantreiben zu können, haben sie sich mit einem Mittelständler aus Erfurt zusammengetan. „Die IT, die nötig ist, um die anfallenden Daten in eine Datenbank zu überführen, ist mein Part. Die KI-Entwicklung übernimmt Kevin und Michelle kümmert sich um jüngste Forschungsergebnisse und die Frage, welches Versuchssetting den Imker:innen wirklich nutzt“, beschreibt Julian die Zusammenarbeit. Ende März werden zehn Sensoren und eine Lesestation bei einem Großimker aufgebaut, „das ist unser Aufschlag im größeren Stil“, so Julian. 2025 soll die Sensorik auf den Markt kommen, Ende 2026 hoffen die Gründer:innen auf die ersten schwarzen Zahlen.

Ihren Gründungsspirit lassen sie davon nicht trüben. „Man muss Lust darauf haben und für sein Thema brennen“, findet Julian, „und für uns ist natürlich befriedigend, dass man einen Mehrwert schafft. Und es ist toll, sich von anderen inspirieren zu lassen, die am gleichen Thema arbeiten. Wenn andere schon weiter sind, spornt uns das nur an!“

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