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Artikel vom 25. April 2023

Gründerstory: WG-Partner:innen für Alleinerziehende

Lemulike

Nanette Sommer (l.) und Christina Vogt haben gemeinsam „Lemulike“ gegründet: Eine Internet-Plattform für Alleinerziehende, die WG-Partner:innen suchen. Foto: Lemulike

Als sich Christina Vogt von ihrem Mann trennte, stand schnell die Idee im Raum, mit einer anderen Mama zusammenzuziehen. Um Kosten zu sparen und sich bei der Kinderbetreuung im Alltag zu unterstützen. Nur wo fand man jemanden, der in der gleichen Lage war? Der im Viertel bleiben, aber keine horrenden Mieten zahlen wollte? Im Gespräch mit ihrer Freundin Nanette Sommer fanden die Frauen nicht nur eine Lösung, sondern eine echte Geschäftsidee: eine Internet-Plattform für Alleinerziehende, die WG-Partner:innen suchen.

Lemulike

Tommy Ahrens ist der Programmierer von „Lemulike“. Neben seinem Vollzeitjob als Anwendungsentwickler arbeitet er abends und am Wochenende an der Weiterentwicklung der Plattform. Lemulike

Im April 2020 gründeten sie mit dem Programmierer Tommy Ahrens „Lemulike – Flatsharing with Kids“. Bereits der Name ist Programm: „Die cleveren Lemuren-Mütter gründen gemeinsame Nester. So bündeln sie ihre Kräfte. Die einzelne Mutter ist flexibler und kann sich zur Futtersuche vom Nest entfernen, während ihr Baby von den anderen Müttern mitversorgt wird“, erklärt Nanette. Da ihr Mann viel unterwegs ist, kennt die Mutter von zwei kleinen Söhnen das Betreuungsproblem nur zu gut. „Anfangs dachten wir, das sei ein Großstadtthema“, ergänzt Christina, „aber auch aus ländlichen Regionen kommen Anfragen. Da sind nicht die Mieten, sondern die Kinderbetreuung das Problem, weil Schulen und Kitas früher schließen.“

Dass die beiden Frauen, die sich erst fünf Monate vor der Gründung auf dem Spielplatz kennengelernt hatten, mit ihrem Slogan „Zusammen allein erziehen“ einen Nerv trafen, bestärkt sie enorm. Gebremst wird ihr Social Impact Start-up allerdings durch den angespannten Wohnungsmarkt. „Unser Ziel ist es, Interessierte nicht nur zu vernetzen, sondern in Zukunft direkt auf der Website Wohnungen anbieten zu können“, erklärt Christina, die mit ihrem 8-jährigen Sohn mittlerweile eine Wohnung gefunden hat. „Genossenschaften und Immobilienfirmen könnten große Wohnungen, die ohnehin schwierig vermittelbar sind, direkt bei uns einstellen. Hier Kooperationen aufzubauen ist der nächste Schritt.“

WG gesucht

Das perfekte Match auf Lemulike finden, um „Zusammen allein zu erziehen“. Gebremst wird das Social Impact Start-up allerdings durch den angespannten Wohnungsmarkt. Daher ist das nächste Ziel, Interessierte nicht nur zu vernetzen, sondern in Zukunft direkt auf der Website Wohnungen anbieten zu können durch Kooperationen mit Immobilienfirmen und Genossenschaften. Foto: Lemulike

Sponsor:innen und Finanziers gesucht

Eine weitere Baustelle sind die Finanzen. Aktuell wird die nebenberufliche Gründung noch vollständig privat finanziert. „Wir sind dabei, Sponsor:innen zu finden, um gezielte Werbekampagnen finanzieren zu können, mehr Traffic zu erzeugen und irgendwann auch Werbeeinnahmen zu generieren“, so Nanette, die hauptberuflich bei tesa in der IT arbeitet.  Einig ist sich das Gründer:innentrio darin, dass die Nutzung der Seite kostenlos bleiben soll. „Als Alleinerziehende hat man dafür einfach kein Geld, das wäre eine zu große Hürde“, erklärt Christina.

Ein Tag pro Woche muss derzeit für die Arbeit am Herzensprojekt genügen. „Montags haben wir frei, der Tag gehört Lemulike, im Alltag mit Job und drei Kindern einen Termin zu finden, wäre sonst unmöglich“, sagt Christina, die als Lehrerin eine 60-Prozent-Stelle an der Stadtteilschule Bahrenfeld hat. Programmierer Tommy arbeitet neben seinem Vollzeitjob als Anwendungsentwickler abends und am Wochenende an der Weiterentwicklung der Plattform.

Alleinerziehende WG

Der Start ist gemacht, die ersten WGs wurden gegründet: Jetzt heißt es, Sponsor:innen zu finden, um gezielte Werbekampagnen finanzieren zu können, mehr Traffic zu erzeugen und irgendwann auch Werbeeinnahmen zu generieren. Foto: Brina Blum via Unsplash (Baby), Lemulike

Alle Infos mitnehmen – und dann einfach machen

„Um das Risiko einer selbstfinanzierten Gründung schultern zu können, nahmen wir im Vorfeld so ziemlich alle Infos mit, die wir kriegen konnten“, lacht Nanette. Der Steuerberater gab Marketingtipps, ein befreundeter Anwalt half bei Fragen zum Arbeits- und Gesellschaftsrecht, eine Markenrechtsanwältin gab Tipps zum Namen. „Den Gesellschaftervertrag für die haftungsbeschränkte UG haben wir dann alleine gemacht“, so die 45-Jährige stolz, „aber in Hamburg gibt es wirklich tolle Anlaufstellen wie die hei. Hamburger ExistenzgründungsInitiative, wo man kostenfrei oder für kleines Geld maßgeschneiderte Unterstützung bekommt.“ Einem Beratungsgespräch bei der hei. folgte ein ganztägiger Gründerworkshop, mit dem Seminar „Facebook & Co.“ Hier machten sie sich fit für Social Media und das Seminar zum Elevator-Pitch brachte ihre Geschäftsidee auf den Punkt.

„Der Online Marketing Sprechtag der hei. war praktisch ein 1:1-Termin, wir waren gut vorbereitet und konnten alle Fragen loswerden“, so Christina, „tatsächlich nimmt man mehr mit, wenn man sich gut darauf einstellt.“ Dass man es mit der Vorbereitung aber auch übertreiben kann, erfuhren sie schließlich im Seminar mit den Rechtsanwälten. „Da wurde uns klipp und klar gesagt ´Sie sind soweit, fangen Sie einfach mal an. Frauen neigen dazu, alles fünf Mal zu überdenken´“, erinnert sich Nanette.

Genau das empfehlen die beiden auch anderen Gründer:innen: irgendwann einfach loszulegen. „Man muss sich überlegen, ob man es finanziell wuppen kann. Aber wenn man eine tolle Idee hat, sollte man starten“, findet Christina. „Ich muss kein Experte sein, Vieles kann man sich mit Fleiß und Disziplin aneignen. Und neue Themen, die man nicht bedacht hat, die löst man Schritt für Schritt.“

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