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Artikel vom 30. Mai 2023

Gründerstory: Empowerment durch Achtsamkeit

Achtsamer Norden

Der persönliche Schicksalsschlag einer Hirnblutung führte Lisa Kirchner auf den Weg der Selbstständigkeit. Die ehemalige Scrum Masterin begleitet heute mit ihrer Gründung „Achtsamer Norden“ Menschen dabei, sich präventiv um ihre Gesundheit zu kümmern oder nach einer Erkrankung wieder zu neuer Kraft zu finden. Foto: WHY, Nadja Hansen

Als Projektentwicklerin war Lisa Kirchner zehn Jahre lang im In- und Ausland unterwegs – bis sie eine Hirnblutung aufgrund eines Aneurysmas von heute auf morgen aus dem Berufsleben riss. Am Ende einer langen Reha und erfolgter Wiedereingliederung stand schließlich ein neuer Berufsweg: Achtsamkeitslehrerin. Unter dem Namen „Lisa Kirchner – Achtsamer Norden“ begleitet die 32-jährige seit Mai 2022 Menschen dabei, sich präventiv um ihre Gesundheit zu kümmern oder nach einer Erkrankung wieder zu neuer Kraft zu finden.

Lisa, dein Neuanfang geschah nicht ganz freiwillig. Erzählst du uns mehr darüber?

Tatsächlich war Gründen lange kein Thema für mich, obwohl ich einen Master in Entrepreneurship habe. Nach meinem dualen Studium arbeitete ich zehn Jahre in der Softwareentwicklung, als Produkt-Owner und später als Scrum-Master. Das war ein cooler Job, ich habe einiges gesehen, Start-ups, Konzerne, aber im Mittelstand fühlte ich mich am wohlsten, weil ich gestalten konnte. Ein Jahr vor der Hirnblutung hatte ich bereits mit dem Meditieren begonnen. Nach der Operation und während der Zeit auf der Intensivstation war es das Einzige, was ich noch konnte, das gab mir Halt und ich konnte mir erstmals vorstellen, damit mehr zu machen.

Trotzdem bist du zunächst in deinen alten Beruf zurückgekehrt…

Ja. In der Reha hatte ich mir vieles zurückerobert: Laufen, Sprechen, eine bessere Konzentration. Dann fing in dem Familienunternehmen, das ich sehr mochte, die Wiedereingliederung an. Parallel streckte ich meine Fühler in Richtung Meditation aus und kam so zum ersten Kurs in Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR). Das hat mich wirklich bewegt, half sehr bei der Krankheitsbewältigung und machte mir vieles klar. Doch im Herbst zeigte sich leider, dass mir die Bildschirmarbeit im Job nicht bekam, mir ging es schlechter. Schließlich riet mir der Arzt, „lieber etwas mit Menschen“ zu machen. Gesundheit ist für mich Prio 1, deshalb kündigte ich 2020.

Achtsamer Norden

Ein Jahr vor der Hirnblutung hatte Lisa bereits mit dem Meditieren begonnen. Nach ihrer Operation und während der Zeit auf der Intensivstation war „zu Meditieren“ das Einzige, was Lisa noch konnte, was ihr Halt gab, so dass sie sich erstmals vorstellen konnte, damit mehr zu machen. Heute ist sie selbstständig tätig im Bereich „Achtsamkeitstraining“ und „Krankheitsbewältigung“. Foto: WHY, Nadja Hansen

Wie ging es dann weiter?

Ich musste mich in der neuen Situation erst zurechtfinden. Am Ende absolvierte ich die Ausbildung zur MBSR-Lehrerin. Ich bin ein wissenschaftlicher Typ und die MBSR ist das am besten erforschte Achtsamkeitsprogramm. Heute sehe ich mich als Begleiterin für Achtsamkeit und in der Krankheitsbewältigung und unterstütze Menschen dabei, sich präventiv um ihre Gesundheit zu kümmern, das ist vor allem für Einsteiger toll. Ich biete 1:1-Betreuung an und gebe Workshops für Privatpersonen und Menschen aus dem Gesundheitsbereich. Außerdem absolviere ich gerade eine Traumatherapie-Weiterbildung.

Wie finden dich deine potentiellen Kund:innen?

Über Empfehlungen, über Flyer bei Ärzt:innen, Psycholog:innen, Gesundheitspersonal und natürlich über meine Website, den Newsletter sowie den MBSR-Verband. Dann habe ich noch meinen Podcast „Platin im Kopf“. Der ist so aufgebaut, dass es einen Bereich mit Hintergrundwissen gibt, ich mache u.a. Interviews mit Fachleuten, gebe aber auch immer Impulse zu praktischen Übungen. Sinn des Podcasts ist ja, dass man Stärke in sich findet. Mein Geschäftssitz ist im ImpactHub, da fühlte ich mich gleich wohl, weil es einen sozialen Schwerpunkt hat.

Podcast Platin im Kopf

Ihre Marketingmaßnahmen unterstützt Lisa Kirchner mit ihrem eigenen Podast „Platin im Kopf“. Hier veröffentlicht sie u.a. Interviews mit Fachleuten und gibt Impulse zu praktischen Übungen. Foto: WHY, Nadja Hansen

Hat dir dein früheres Berufsleben beim Start in die Selbstständigkeit geholfen oder hast du dich beraten lassen?

Beides. Durch mein BWL-Studium mit Schwerpunkt Entrepreneurship hatte ich ein gutes Fundament. Aber die Selbstständigkeit war Neuland, da brauchte ich Rückenwind und den bekam ich bei der hei. Hamburger ExistenzgründungsInitiative. Die Seminare „Die selbstständige Rolle“, „Selbstpräsentation“ oder auch „Verhandlungstraining“ waren super! Beim ersten Gespräch mit der hei. hatte ich kaum Fragen, merkte aber, dass man dort total unterstützend ist und ich jederzeit mit Fragen zurückkommen kann. Die hei.gründerinnen-Treffs waren auch großartig. Als Soloselbstständige braucht man Sparrings-Partner:innen in der gleichen Situation und um sich Mut zu machen.

Wie hast du den Neustart finanziert?

Die Investition in Aus- und Weiterbildungen haben mein Mann und ich geschultert. Für die Traumatherapie-Fortbildung erhielt ich den „Hamburger Weiterbildungsbonus Plus“, also 750 Euro Zuschuss. Dinge wie Steuern gab ich an Expert:innen ab, weil ich meine Energie gut einteilen muss. Mein Akku ist kleiner als früher und ich muss aufpassen, dass ich nicht in den orangen Bereich komme. Meine Arbeit lebt von Qualität und Tiefe und weniger von Quantität, d.h. ich bin im Moment voll da, das habe ich trainiert. Aber es braucht eine gute Planung.

Was rätst du anderen, die in Hamburg gründen möchten?

Wirklich an die eigene Kraft zu glauben. Man bekommt so viele Tipps, sollte aber immer prüfen, ob das tatsächlich der individuelle Weg ist. Mein zweiter Rat ist, neben einem gut durchdachten Plan einfach darauf zu vertrauen, dass sich die Dinge glücklich fügen, wenn man von seiner Idee überzeugt ist und engagiert arbeitet. Ich wollte schon im alten Job etwas bewegen, und das ist auch jetzt mein Ziel: Am Abend das gute Gefühl zu haben, ich habe meine Zeit wertvoll genutzt.

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