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Artikel vom 25. September 2020

Gründerstory: „Diversity bringt Unternehmen weiter“

Schwerpunkt Diversity

Gründerin Michelle Euzet arbeitet mit Unternehmen an den Themen „Kulturwandel“ und „Vielfalt“. Foto: René Sievert

Michelle Euzet kommt aus einer Männerwelt und weiß, „dass wir nur gemeinsam weiterkommen, mit Stärke und Selbstverantwortung, nicht mit erhobenem Zeigefinger“. Für die 48-jährige sind Kulturwandel und die Förderung von Frauen kein Zeichen von Gutmenschentum, sondern einfach kluge unternehmerische Haltungen: „Studien belegen, dass Frauen in Führungspositionen und Diversity die Unternehmen weiterbringen.“ Als Unternehmensberaterin, Keynote-Speakerin und Sparringspartnerin mit Schwerpunkt Diversity arbeitet die Gründerin von EUZET CONSULTING mit Unternehmen an einem grundlegenden Kulturwandel. Die Grundvoraussetzung: Sie müssen es wirklich wollen. Klischees mag die studierte Betriebswirtin, die ihre mittlerweile erwachsene Tochter alleine großgezogen hat und mit einer Mutter aus Guadeloupe und einem Vater aus Martinique bei Paris aufgewachsen ist, ganz und gar nicht. Statt eines Schemas setzt sie auf kritische Selbstreflexion: „Der Wandel kommt aus der inneren Stärke der Firma, die Gesichter des Wandels müssen interne Gesichter sein.“ Motive und Interessen zu erkunden und Mitarbeiter wirklich zu involvieren ist ihr wichtig. In Phase 1 gehe es deshalb nicht um die große Vision, sondern um die Willenserklärung: „Die Unternehmensführung muss sich den Implikationen bewusst sein und stellen wollen, sonst verliert das Vorhaben an Glaubwürdigkeit und scheitert.“

Gründerin Michelle Euzet arbeitet als Unternehmensberaterin

Nach einer Business Coach-Ausbildung bietet Michelle Euzet Executive Sparring für Unternehmenslenker_innen, Führungskräfte und Kultur-Verantwortliche an. Foto: René Sievert

Wertschätzende „Kulturarbeit mit Rückgrat“

Wie wichtig das ist, hat sie in 20 Berufsjahren als Führungskraft in B2B-Konzernen mit bis zu 80.000 Mitarbeitern gelernt, zuletzt als Leiterin Marketing Ressource Management bei Jungheinrich. Schon einige Jahre zuvor war ihr beim Technologiekonzern ZF der Coup geglückt, eine IT-Plattform für Marketing-Prozesse zu schaffen, mit der weltweit alle Tochtergesellschaften arbeiten und Synergien nutzen konnten. „Den Unterschied machte die Haltung: Ich hatte Leitplanken, es war transparent, wo ich hinwollte, und wenn ein Projekt als sinnvoll und glaubwürdig betrachtet wird, gehört es allen!“ Von da an ließ sie der Gedanke, eine wertschätzende Kultur und Unternehmensorganisation zu verbinden, nicht mehr los. Dass die Zielkultur dabei beweglich bleiben und immer neu justiert werden muss, um zukunftsfähig zu bleiben, ist der Kern ihrer „Kulturarbeit mit Rückgrat“.

Mit Speaker- und Coaching Ausbildung überzeugen

Doch erst als sie ehrenamtlich für den „Club of Hamburg“ Konzeptpapiere zu den Themen „Human Resources der Zukunft“ und „Haltung von Führungskräften“ verfasste, merkte sie, dass daraus ein Geschäftsmodell werden könnte. Befreundete Experten bestätigten: „Das ist eigenständig und macht Sinn, ist das nicht genau das, was du machen willst?“ Doch um zu überzeugen und die Firmen auch emotional zu gewinnen, wollte sich die Existenzgründerin erst noch das entsprechende Handwerkszeug aneignen: eine Speaker- und eine Coaching-Ausbildung.

Der Fortbildung zum DVCT Certified Business Coach bei V.I.E.L. Coaching Hamburg folgten Kurse zu Digital Leadership & Marketing bei Google und AVADO Learning. „Von der Gründung im Februar 2019 bis Juni war ich intensiv mit den Ausbildungen beschäftigt, und erst im Oktober, nachdem auch Homepage, operationale Konzepte und Trainingspläne standen, bin ich an den Markt gegangen.“ Ein Kleinkredit für Gründer der Hamburgischen Investitions- und Förderbank erleichterte ihr die Finanzierung der Gründungskosten – rund 18.000 Euro für Ausbildungen, Website und Ausstattung. „Ich habe mich schon gefragt: Bin ich bereit, ggf. Abstriche an meinem jetzigen Lebensstandard zu machen?“, lacht sie. Ihre Tochter hatte ihr Studium gerade erfolgreich abgeschlossen, es ging also nur noch um ihren eigenen Weg.

Speakerin, Gastdozentin, Beraterin: Michelle Euzet ist vielfältig.

Neben ihrer Leidenschaft für ihre Tätigkeit als Speakerin möchte Michelle Euzet das Thema Consulting voranbringen und plant, auch Bücher zum Thema „Kulturwandel in Unternehmen“ zu schreiben. Foto: Ronny Barthel

Kommunikation auf Augenhöhe mit der hei.

Auch wenn sie eine erfahrene Geschäftsfrau und nach vier Jahren in Hamburg gut vernetzt war: Professioneller Rat war ihr gerade in der Anfangsphase wichtig. „Die Lawaetz-Stiftung war großartig, darüber kam ich auch zur hei., wo ich mich mit Dritten über das Konzept austauschen konnte, das war enorm hilfreich – und überall war es Kommunikation auf Augenhöhe.“ Mit dem hei.scheckheft rundete sie ihr Profil ab, besuchte u.a. ein Seminar zur papierlosen Buchhaltung sowie verschiedene Kurse zu Stimme und Körperpräsenz.

Flexibel bleiben – und nicht für die Ewigkeit planen

Erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Während ihrer Speaker-Ausbildung belegte sie beim Feminess Contest prompt den ersten Platz. Und die Chefin von GoldenGap einer etablierten Agentur für B2B-Speaker, nahm sie sofort in ihre Kartei auf. „Das Speaking bin ich, das Consulting würde ich gerne skalieren, ich möchte auch Bücher schreiben“, sagt sie. Als Gastdozentin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg gibt sie bereits ihr Wissen weiter. Auch wenn einige Aufträge Corona-bedingt verschoben wurden: Michelle ist zuversichtlich, denn das Geschäft läuft bereits wieder an. Als Einzelkämpferin mag sie sich aber dauerhaft nicht sehen: „Was ich gut kenne, sind große Strukturen, und da als One-Woman-Show gelistet zu werden, ist nicht einfach.“ Michelle setzt daher auf einen engen Schulterschluss, wo immer es sinnvoll ist. Als HUNTING/HER Plus Associate geht sie den Gender Gap systemisch an. Als aktives Mitglied der Digital Excellence Group prägt sie das Digital Culture Design im Rahmen von Digitalisierungsprojekten.

Was ihr seit der Gründung hilft, gibt sie auch als Rat an andere Gründer weiter: „Ich glaube, alles, wofür man sich mit Herz und Verstand entscheidet, bringt einen weiter, häufig entfalten sich dann weitere tolle Optionen, die man jetzt noch gar nicht sieht. Deshalb sollte man sich gerade am Anfang nicht zu sehr unter Druck setzen. Weiter geht es immer.“

 

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