Would you like a free consultation? Give us a call onPhone 040 611 700 700

Artikel vom 15. August 2025

hei.gründer:innenstory: Johanna Ludwig-van Tricht – Slow Fashion mit Haltung

Langlebige Mode für starke Frauen – das ist Hanne mit ihrer Slow Fashion Brand VAN TRICHT. Statt auf kurzlebige Trends setzt sie auf klare Designs, hochwertige Materialien und verantwortungsvolle Produktion in kleinen Auflagen. Ihr Ziel: Kleidungsstücke zu schaffen, die Freiheit, Kraft und Würde ausstrahlen und über viele Jahre hinweg begleiten.

Wir haben Hanne zu ihrer Gründungsgeschichte befragt und erfahren, wie sie mit VAN TRICHT Mode neu denkt:

“Ich bin Hanne, die Gründerin der Slow Fashion Brand VAN TRICHT. In meiner Mode verbinde ich Robustheit und ich schaffe langlebige Kleidungsstücke für Frauen, die einem ein Gefühl von Freiheit, Kraft und Würde geben. Dabei arbeite ich mit verschiedenen Firmen und Freelancern zusammen. Das Design, die Entwicklung der Schnitte und die Materialrecherche mache ich selbst, die Digitalisierung und Gradierung werden extern gemacht. Ich lasse in kleinen Auflagen produzieren und arbeite dafür mit einer Näherei in Bayern, sowie Strickereien in Belgien und Holland zusammen. Naturfärbung, also färben mit Pflanzenfarben, ist ein Thema, das ich gerade untersuche. Dafür bin ich im Gespräch mit einer Färberin in der Schweiz. Die Kollektion ist bewusst sehr dauerhaft gestaltet. Im krass schnell wechselnden Rhythmus der Modeindustrie mache ich nicht mit. Ich vertreibe die Kollektion über meinen eigenen Onlineshop, veranstalte Pop-Up Events und gehe auf Designmessen.”

Foto: Johanna Ludwig-van Tricht

 

Du hast VAN TRICHT im Januar 2024 gegründet – was war der Moment, in dem Du wusstest: Jetzt oder nie? Gab es einen Auslöser oder war es eher ein schleichender Prozess?

Es hat verschiedene solcher „Jetzt oder nie- Momente“ gegeben und ein langer Prozess war es auch! Ausschlaggebend, um wirklich in die Umsetzung zu gehen, war der Workshop „Erfolgswerk“, den ich im Sommer 2022 mitgemacht habe. Darin ging es darum, innerhalb von einem Jahr ein Herzensprojekt umzusetzen. Er hat mir geholfen, die Brücke zwischen meiner Vorstellung von dem eigenen Modelabel, die ich schon sehr lange in mir hatte, und der Wirklichkeit zu bauen. Weniger als 1 Jahr später hat mich mein damaliger Arbeitgeber gehen lassen. Ab dem Moment konnte ich mich voll und ganz auf die Selbständigkeit konzentrieren und mit der Abfindung habe ich einen Teil der Produktion finanziert.

 

VAN TRICHT steht für Slow Fashion – was bedeutet das für Dich ganz konkret im Alltag Deiner Gründung? Und wo lauern ggf. die größten Herausforderungen zwischen Anspruch und Realität?

Am Anfang war ich sehr hart konfrontiert mit mir selbst: einerseits hatte ich den Wunsch, das alles zügig voran geht und anderseits wollte ich von Anfang an respektvoll mit mir und meiner Energie umgehen. Dazwischen war eine krasse Diskrepanz! Mittlerweile gelingt es mir besser mit Rückschlägen umzugehen und eine Balance zu finden zwischen planen und laufen lassen. Slow Fashion ist für mich die Erlaubnis, den Druck des saisonal wechselnden Modesystems beiseite zu legen und einen eigenen Weg zu gehen. Wenn eine neue Idee in die Welt will, arbeite ich sie aus. Die Kollektion gibt es das ganze Jahr über, Sommer sind ja auch manchmal kühl und wer sagt, dass man dann keinen Wollpullover tragen möchte? Früher haben wir unsere Kleidung wesentlich länger getragen und mehr wertgeschätzt, dafür möchte ich mehr Menschen sensibilisieren.

Das hier ist eine harte Nuss, die ich noch nicht richtig geknackt habe: Slow Fashion bedeutet für mich bewusste Kaufentscheidungen zu treffen und nur Stücke zu kaufen, die wirklich zu einem passen. Das kann bedeuten, auch mal länger für ein Teil zu sparen. Im Umkehrschluss heißt das, dass ich auch damit klarkommen muss wenn sich interessierte Frauen Zeit lassen mit ihrer Entscheidung. Gleichzeitig möchte ich ja leben können von dem, was ich mache und das hängt mit diesen Entscheidungen direkt zusammen.

 

 

Dein Stil ist elegant, klar, sehr durchdacht – wie viel von Dir selbst steckt in jeder Kollektion? Gibt es ein Teil, das besonders viel persönliche Geschichte in sich trägt?

Es ist witzig, den Teilen sieht man gar nicht an, wie unordentlich und teilweise chaotisch der Prozess dahin ist! Ich versuche immer ordentlich zu arbeiten, kann es aber nicht. Ich feile so lange herum, bis ein Stück ganz auf den Punkt gekommen ist. Dann strahlt es eine gewisse Stimmigkeit und Ruhe aus. Es steckt sehr viel von mir in der Kollektion, jedes Stück ist ein Ideenkind. Manche Geburten sind schnell und einfach und andere sehr langwierig und voller Komplikationen.

Ein Stück mit besonders viel persönlicher Geschichte ist der Pullover Stella. Es ist ein Fischerpullover mit traditionellen Mustern. Vor 10 Jahren habe ich ihn gemeinsam mit meiner Mutter entwickelt. Ich habe das Design gemacht und meine Mutter die technische Umsetzung. Als nächstes hat sie den Pullover von Hand gestrickt. Vor zwei Jahren sind wir zu einem Stricker in Holland gegangen und haben das Modell in Serie produzieren lassen, in zwei Farben. Die Muster sind so kompliziert, das hat den Stricker in den Wahnsinn getrieben! In Blau Melange ist er schon in meinem Onlineshop und in Ecru kommt er bald raus.

 

Foto: Johanna Ludwig-van Tricht

 

Wie fühlt es sich an, wenn nach monatelanger Arbeit endlich der Online-Shop live geht – purer Stolz oder eher Nervenkitzel deluxe?

Beides! Morgens am Launchtag war ich total überfordert, ich hätte mich am liebsten in einer Höhle verzogen und mich vor der Welt versteckt! Ich hatte so Angst, ob das, was ich mache, gut genug ist. Als es dann geschafft war, hat sich ein großer Frieden in mir ausgebreitet. Der hat bestimmt einen Monat lang angehalten.

 

Du hast in Hamburg gegründet, eine Stadt mit eigener Mode-DNA – wie beeinflusst Dich der Standort, die Szene, das Umfeld?

Ich bin geneigt zu sagen: Gar nicht. Aber vielleicht stimmt das nicht. Die Schlichtheit und Ruhe passen auf jeden Fall gut nach Hamburg, weniger z. B. nach Düsseldorf. Vor einem Jahr war ich länger in München und da habe ich mich gefragt, inwiefern der Stil nach München passt. Mir fiel auf, dass dort die Frauen viel offensichtlicher weiblich gekleidet sind als in Hamburg, mehr Blingbling und Chichi. Das hat wenig mit VAN TRICHT zu tun. Es geht mir um eine subtilere Form von Weiblichkeit. Der Bezug zu Tradition, den es in Süddeutschland gibt durch die Trachten, ist allerdings eine interessante Schnittmenge. Im Grunde kommt es, denke ich, mehr auf den individuellen Stil als auf den Standort

 

Und zum Schluss: Was möchtest Du anderen mitgeben, die mit dem Gedanken spielen, ein nachhaltiges Label zu gründen – worüber spricht man zu selten?

Etwas worüber man durchaus spricht, und was manchmal in der Bewältigung des Alltags zu kurz kommt: Vernetzt euch! Es gibt tolle Netzwerke in der Modebranche, wie der Moclue Stammtisch für Modedesignerinnen in Hamburg, das Fabric Future Fashion Lab, Fibershed DACH ist fantastisch, wenn man daran interessiert ist regionale Lieferketten aufzubauen. Darüber hinaus hat die hei. mir sehr geholfen. Alleine ist es nicht zu schaffen. Gerade der Austausch und das gegenseitige Sich-Bestärken ist wahnsinnig wichtig. Eine kleine Runde zu haben, in der man sich regelmäßig trifft, ist Gold.

 

Vielen Dank für das tolle Interview.

Mehr Informationen findet ihr unter https://vantricht-fashion.com/.

 

Facebook hei. bei Instagram LinkedIn Newsletter abonnieren