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Artikel vom 15. August 2025

hei.expert:inneninterview: Mit Gila Otto, Regionalvertreterin der bundesweiten Gründerinnenagentur (bga)

Wir freuen uns sehr, dass wir Gila Otto für ein hei.expert:inneninterview gewinnen konnten!

Gila ist seit vielen Jahren Regionalvertreterin der bundesweiten Gründerinnenagentur (bga) in Hamburg. Die bga setzt sich bundesweit für Gründerinnen und Unternehmerinnen ein und wurde sogar als europäisches Erfolgsmodell ausgezeichnet. Im Interview erzählt Gila, wie sie Frauen mit ihrem Know-how unterstützt, warum Vernetzung so entscheidend ist und welchen Unterschied es macht, wenn Beratung aus eigener Gründungserfahrung kommt.

Ein spannender Einblick in die Arbeit für Gründerinnen und die Bedeutung von Empowerment.

Foto: Gila Otto

 

Das Interview mit Gila Otto von Frau und Arbeit Hamburg:

 

Du bist – u. a. – Regionalvertreterin der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) – was genau machst du in dieser Funktion, und wie profitieren Frauen in Hamburg konkret von deinem Know-how? (Und für alle, die die bga noch nicht kennen: Was ist das überhaupt – und warum ist sie für gründende Frauen so wichtig?)

Herzlichen Dank für die Einladung zum Interview!

Ja, ich vertrete die bundesweite gründerinnenagentur (bga) schon seit etwa 17 Jahren für das Bundesland Hamburg. Die bga hat Vertreterinnen in jedem Bundesland und ist als europäisches Erfolgsmodell ausgezeichnet. Wir sehen unsere Aufgabe unter anderem darin:

  • Gründerinnen und Unternehmerinnen ins Licht der Öffentlichkeit zu setzen,

  • Fachöffentlichkeit auf frauenspezifische Themen aufmerksam zu machen,

  • innovative Ansätze in Projekten auszuprobieren,

  • für Politik und Wirtschaft Unternehmerinnen und Gründerinnen als Wirtschaftsfaktor präsent zu halten,

  • Expert:innen eine Plattform zu bieten, auf der sie Angebote für Gründerinnen und Unternehmerinnen bundesweit vorstellen,

  • an Aktionstagen, wie dem zur weiblichen Nachfolge, aktuelle Themen aufzugreifen und weibliche Rolemodels zu präsentieren: Gerade befinde ich mich selbst in einem Übergabeprozess an meine Nachfolgerin Stefanie Wilkens.

Die bga wendet sich also eher an Multiplikatorinnen und die Gründerinnen und Unternehmerinnen profitieren indirekt.

 

Du engagierst dich seit Jahren für Gründerinnen und selbstständige Frauen – was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen, mit denen sie heute noch konfrontiert sind?

Bei und mit Frau und Arbeit biete ich seit etwa 40 Jahren Workshops, Supervisionen, Beratung und Vernetzung für Gründerinnen und Unternehmerinnen an. In meiner Wahrnehmung verbinden sie sehr häufig ihre Idee mit ihrer eigenen Wertehaltung und der Verbesserung gesellschaftlicher Zustände oder Situationen. Sie sind nicht nur am wirtschaftlichen Erfolg orientiert, sondern in ihrer Erfolgsdefinition sind andere Faktoren relevant. Sie werden immer noch von maßgeblichen Institutionen nicht ernst genommen. Der Gedanke, dass wir aufhören müssen, nur Wachstum als Erfolg anzusehen, findet nur sehr langsam Anhänger:innen.

Und was hat sich vielleicht schon positiv verändert?

Es gibt inzwischen Institutionen wie die bga (über Bundesministerien finanziert), die adäquate Unterstützung für Gründerinnen und Unternehmerinnen etabliert haben. Andererseits erlebe ich als eine 68erin vieles auch als Rollback und denke oft: „Da waren wir schon mal weiter!“

 

Viele Gründerinnen gründen mit einem besonderen Purpose, einem inneren Antrieb – ist das auch dein Eindruck? Und wie kann man diesen Purpose im Alltag behalten, wenn’s mal stressig wird?

Der Lebenssinn oder die Lebensziele sind bei vielen Gründerinnen, wie schon gesagt, Motivation für den Gründungsprozess. Wieviel sie dann davon umsetzen können, ist von äußeren und inneren Gegebenheiten abhängig. Stress gehört ja inzwischen zum Alltag; andere Faktoren wie gesetzliche Vorgaben, Wirtschaftlichkeit, Nachvollziehbarkeit für die Kundschaft, engagierte Mitarbeitende, authentisches Auftreten, Lust am eigenen Handeln und Ähnliches halte ich für entscheidender dafür, inwieweit die Ideale umgesetzt werden können.

 

In der Selbstständigkeit ist Netzwerken goldwert – aber vielen fällt das am Anfang schwer. Was rätst du Gründerinnen, die sich mit dem Thema Vernetzung noch schwertun?

Zu meinem großen Glück arbeite ich mit Frauen, die etwas wollen und nicht mit Frauen, die etwas nicht wollen. Nach meiner Erfahrung sind Gründerinnen und Unternehmerinnen sehr gerne bereit, sich zu vernetzen. Wenn sie erlebt haben, wie produktiv es ist, sich mit anderen Selbstständigen – auch aus anderen Branchen – auszutauschen, vernetzen sie sich gerne. Durch die sehr unterschiedlichen Verhaltensweisen in unterschiedlichen Branchen kann das eigene Verhaltensspektrum erweitert werden.

Im Gegensatz zu angestellten Freund:innen und Bekannten sind andere Selbstständige auch so gut wie immer bereit, sich auszutauschen. Frauen tendieren in Gruppen dazu, andere zu protegieren, deswegen können Gründerinnen und Unternehmerinnen von weiblichen Netzwerken besonders profitieren.

Meine Erfahrungen beruhen auf der Supervision von etwa 20 Zirkeln mit jeweils 10 Unternehmerinnen, die sich für ein Jahr oder länger zusammengeschlossen haben.

 

Du begleitest viele Frauen durch die ersten Schritte in die Selbstständigkeit. Gibt’s typische Stolperfallen, bei denen du immer wieder denkst: „Das ließe sich vermeiden, wenn…“?

Ich habe schon viele Gründerinnen beraten, die eigentlich etwas ganz anderes gründen wollten. Dem haben sie dann eine Idee „vorgeschoben“, von der sie glaubten, sie sei leichter zu verwirklichen. Aber dieser Idee fehlte oft das Herzblut.

Viele Gründerinnen „schleppen“ auch sogenannte Partner:innen mit sich, um gemeinsam zu gründen. Häufig sind diese gar nicht wirklich dabei – drum prüfe, wer sich bindet.

Bei gemeinschaftlichen Gründungen sollte in guten Zeiten geklärt werden, wie es möglich ist, sich zu trennen – besonders, wenn unter einem gemeinsamen Namen agiert wird.

 

Du bist ja nicht nur als bga-Regionalvertreterin unterwegs, sondern auch selbst Unternehmerin und Beraterin. Was ist dir in deiner eigenen Selbstständigkeit besonders wichtig – und wie bringst du diese Erfahrung in deine Arbeit mit Gründerinnen ein?

Ich finde es nicht unerheblich, ob eine Beraterin oder ein Berater für (potenziell) Selbstständige selbstständig ist oder war. Ich sehe das als Qualitätskriterium für die oder den Multiplikatorin an. Es fühlt sich einfach anders an, selbstständig zu sein und Beraterinnen, die das nicht kennen, haben da aus meiner Sicht ein Manko.

In meiner Arbeit bin ich klar, authentisch und auch konfrontativ. Ich möchte immer den Menschen voranbringen – im weitesten Sinne. Sich selbstständig zu machen ist ein großer Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung und führt zu massiven Veränderungen im Leben. Viele Gründerinnen nähern sich über diesen Weg auch ihrer Lebensaufgabe.

Meine Arbeit hat dafür gesorgt, dass ich mich immer wieder und gerne weiterqualifiziere. Ich bin auch Auditorin, arbeite gern mit Pferden, setze schamanische Methoden ein und – last but not least tausche mich mit dem Think Tank der bga-Regionalvertreterinnen aus. Ich liebe es, neue Ansätze und verschiedene Sicht- oder Herangehensweisen in meine Arbeit zu integrieren.

 

Und zum Schluss: Wenn du einer Gründerin nur einen einzigen Rat mit auf den Weg geben dürftest – was wäre dein persönlicher „Gold Tipp“ für mehr Klarheit und Selbstvertrauen auf dem Gründungsweg?

Sei authentisch!

 

Vielen Dank an Gila Otto von Frau und Arbeit Hamburg für das tolle Interview.

Mehr Informationen findet ihr unter https://frau-und-arbeit.de/.

 

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