Wir freuen uns sehr, dass wir Josef Bogner für ein hei.experteninterview gewinnen konnten!
Josef Bogner ist von den Wirtschaftssenioren Hamburg und dort ist er seit letztem Jahr Vorstandsvorsitzender. Beruflich war er 25 Jahre in einem großen Energiekonzern mit Schwerpunkt Retail tätig. Den Verein Wirtschafts-Senioren Beraten e. V. gibt es bereits seit über 40 Jahren in Hamburg. Er besteht aus ca. 30 ehemaligen Unternehmer:innen bzw. Führungskräften aus unterschiedlichen Branchen. Die Intention ist es, deren langjährige Erfahrung u. a. mit Gründer:innen und kleinen bis mittleren Unternehmen zu teilen. Das Handeln ist dem Gemeinwohl verpflichtet und nicht auf Profit ausgerichtet.
Im Interview verrät Josef Bogner, warum Selbstorganisation so wichtig ist und worauf es wirklich ankommt.

Foto: Josef Bogner
Hi, ich bin Josef von den Wirtschaftssenioren Hamburg.
Erfahrung ist mein Markenzeichen. Viele Situationen, Herausforderungen, Erfolge und Misserfolge habe ich in meiner Karriere erlebt. Diese Erkenntnisse teile ich gerne.
Reflexion ist mein Erfolgsfaktor. Lerne aus Erfolgen und aus Misserfolgen. Scheitern ist kein Problem, wenn man daraus seine Lehren zieht. Auch in Zeiten des Erfolgs sollte man sich letztendlich selbst fragen, was man ändern muss, um weiterhin erfolgreich zu bleiben.
Meine Superkraft ist, Dinge und Prozesse pragmatisch zu beschreiben. Lass es nicht zu kompliziert werden. Oft sind es die Basics, die am meisten bewirken.
Das Interview mit Josef Bogner von den Wirtschaftssenioren Hamburg:
Eines eurer Seminare bei der hei. heißt: „Praktische Wege zu einer effektiven Selbstorganisation“. Klingt nach einem Gamechanger für den Gründungsalltag! Was sind denn die häufigsten Probleme, die Gründer:innen bei ihrer Organisation haben – und was sind deine Lieblingslösungen dafür?
Meist sind es unbewusst eingefahrene Verhaltensweisen, die im Alltag oftmals effizientes Arbeiten erschweren. In unserem Workshop halten wir einfach auch mal den Spiegel vor. Oftmals hilft schon eine Selbstreflexion, um Dinge zu ändern. Also ist es weniger ein Gamechanger, den wir ausarbeiten, sondern eher ein Impuls zu Verhaltensveränderungen.
Manche starten total motiviert, merken aber schnell: Der Tag hat zu wenig Stunden. Was empfiehlst du, wenn man zwischen To-dos, Anrufen, Mails und Buchhaltung fast untergeht? Gibt’s eine Strategie, mit der man wieder den Überblick kriegt?
Die ideale Strategie wäre, die richtigen Prioritäten zu setzen. Vom ständigen Reagieren zum Agieren kommen. Fremdeinflüsse weitestgehend minimieren. Dazu geben wir in unserem Workshop einige Tools mit auf den Weg.
Ihr bietet auch das Seminar „Ihr Finanzplan an einem Tag“ an – das klingt sportlich! Was kann ich mir darunter vorstellen, und wie hilft so ein Tages-Workshop wirklich konkret bei der Planung meiner Selbstständigkeit?
Wir führen an einem Tag Schritt für Schritt durch den Finanzplan – kein grauer Theorie-Marathon. Am Ende wird jede:r seinen individuellen Finanzplan erstellt haben. So entwickeln wir gemeinsam einen soliden Finanzplan für das Gründungsprojekt. Wir sprechen über Umsätze, Wareneinkäufe, Investitionen, Abschreibungen, persönliche Ausgaben, ermitteln Steuerbelastungen und sehen uns den Liquiditätsfluss an. Aus dem Finanzplan ergeben sich unter anderem der Break-even, der Kapitalbedarf und eine Liquiditätsvorschau. Wir nutzen unser auf Excel basiertes Finanzplanungstool, das speziell auf Gründer:innen abgestimmt ist. Jede:r Teilnehmer:in bekommt es zur eigenen Nutzung zur Verfügung gestellt.
Viele schrecken vor Zahlen zurück oder schieben den Finanzplan ewig auf. Was sagst du denen, die sich vor Excel und Umsatzprognosen fürchten?
Zunächst versuchen wir, den Gründer:innen einfach zu erklären, dass es nicht um perfekte Zahlen geht, sondern darum, zu verstehen, wie ihr Business funktioniert. Der Finanzplan sollte als Werkzeug dienen, um herauszufinden, ob man davon leben kann und wann man gegensteuern muss. Die Gründer:innen haben die Idee, und wir helfen ihnen, diese in Zahlen umzusetzen. Bei der Umsetzung werden Fragen beantwortet wie:
- Wie viel muss ich verdienen, um gut zu leben?
- Wie lege ich die Höhe meiner Preise fest?
- Wie lange reicht z. B. mein Startkapital, und wann benötige ich Fremdkapital?
Am Schluss hören wir sehr oft: „So kompliziert ist es gar nicht – und ich weiß jetzt, was zu tun ist.“ Oder: „Jetzt weiß ich, ob sich mein Vorhaben rechnet, und ich kann durchstarten.“
Was war bisher dein schönster „Aha-Moment“ mit Gründer:innen – so ein Punkt, an dem du gemerkt hast: Jetzt hat’s Klick gemacht?
In unserer Arbeit mit den unterschiedlichsten Menschen und Businessideen gibt es viele spannende Momente, die uns in unserem Wirken motivieren. Einmal habe ich einen Gründer betreut, der glaubte: „Zahlen sind so überhaupt nicht meine Welt.“ Er bat mich darum, ihn mit seinem Kreditantrag zum Finanzierungsgespräch bei der Bank zu begleiten. Der Bitte kam ich nach, und wir haben im Vorfeld einige mögliche Fragen auf Basis unseres gemeinsam erstellten Finanzplans trainiert. Vor dem Gespräch war er sehr nervös. Letztendlich konnte ich mich bei dem Gespräch komplett zurückhalten – er war so im Thema, dass er alle Fragen überzeugend beantworten konnte. Ihm wurde seine Gründung mit einem niedrigen sechsstelligen Betrag finanziert. Das war nicht nur für ihn, sondern auch für mich ein echtes Klick-Erlebnis.
Und zum Schluss: Was ist dein persönlicher Tipp für alle, die gerade gründen (oder bald gründen wollen), wenn’s um das Thema Selbstorganisation geht?
Triff deine Entscheidungen selbst, statt von ihnen getroffen zu werden. Dazu bedarf es im Vorfeld einer guten Planung, um mögliche Risiken und Herausforderungen weitestgehend vorzuempfinden.
Vielen Dank an Josef Bogner von den Wirtschaftssenioren Hamburg für das tolle Interview.
Mehr Informationen findet ihr unter https://wirtschafts-senioren-beraten.de/.

