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Artikel vom 27. Juni 2017

Gründen als Frau in einer Männerdomäne

Dr. Jelena Stojadinovic – Gründerin des Startups Membrasenz, Foto: Darboven

„Es gab Situationen, in denen ich eher als Püppchen, denn als Wissenschaftlerin wahrgenommen wurde“

Gründer stehen immer vor Herausforderungen – besonders, wenn sie in Bereichen arbeiten, in denen sie in der Minderheit sind. So wie Dr. Jelena Stojadinovic. Die gebürtige Serbin gründete zusammen mit einem Partner das Startup Membrasenz, einem Spin-off des Zentrums für Elektrochemie der Ruhr Universität Bochum. Ihr Unternehmen entwickelt eine innovative Membran für die Herstellung von Wasserstoff – eine Branche, in der nur wenige Frauen zu finden sind. 2015 gewann sie den Darboven Idee-Förderpreis, eine Auszeichnung speziell für Frauen mit innovativen Geschäftsideen. Wir haben Jelena Stojadinovic nach ihren Erfahrungen als Gründerin in einer Männerdomäne gefragt.

Sie sind gebürtige Serbin und haben dort Ihr Studium der Energie- und Verfahrenstechnik absolviert. Wie ist Ihr weiterer Werdegang? Warum haben Sie sich für eine Gründung in Deutschland entschieden?

2005 ergab sich für mich die Möglichkeit, im schweizerischen Lausanne in Triboelektrochemie zu promovieren. In dieser Zeit entwickelte ich eine große Faszination für die Elektrochemie. Die nächste wichtige Station war das Ruhrgebiet.

An der Ruhr Universität Bochum arbeitete ich an der Entwicklung von Materialien für Membranen für die Elektrolyse zur Wasserstoffproduktion im Team von Dr. Fabio La Mantia. 2013 erkannte ich, dass unsere Ergebnisse weitaus besser waren als die Ergebnisse anderer Forschungsteams. Anschließend beantragten Dr. La Mantia und ich ein Patent. Im Juni 2015 wurde die Membrasenz GmbH in Bochum gegründet.

Deutschland ist durchaus ein innovatives Land mit einer großen unternehmerischen Geschichte. Gründerinnen und Gründer treffen hier auf gute Voraussetzungen und Unterstützungen. Sie müssen diese nur nutzen.

Vor welchen Herausforderungen stehen Frauen, wenn sie in Männerdomänen wie dem MINT-Sektor gründen wollen?

Ich hatte Glück und wurde in Serbien, in der Schweiz und auch in Deutschland immer sehr herzlich in dieser Männerdomäne willkommen geheißen. Für mich hat es sich nie so angefühlt, als wäre ich ein Fremdkörper in dieser Welt. Wichtig für die meisten Kollegen waren mein Know-how, meine Kenntnisse und natürlich meine Ergebnisse.

Ich bin eine Frau, eine Ingenieurin und eine Unternehmerin. Ich weiß, meinen Standpunkt zu vertreten und zu zeigen, dass ich meine Aufgaben hervorragend selbständig lösen kann. Trotzdem gab es auch Situationen, in denen ich zuerst eher als Püppchen, denn als Wissenschaftlerin und Unternehmerin wahrgenommen wurde. Da musste ich dann mit Kompetenz und Selbstbewusstsein überzeugen.

Mir fällt oft auf, dass Frauen häufig risikobewusster als Männer sind. Während die eher mal sagen „wird schon gut gehen“, versuchen die meisten Frauen alle Risiken zu bedenken und alle Eventualitäten abzuwägen bevor sie sich in das Abenteuer „Gründung“ stürzen.

Was muss sich Ihrer Meinung nach noch tun, damit mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit in männerdominierten Berufen wagen?

Ein eigenes Business zu entwickeln kann Jahre dauern. Während dieser Zeit ist das Leben voller Veränderungen. Durchhalten und das Ziel nicht aus den Augen verlieren, ist besonders wichtig, wenn das Leben mal wieder die eine oder andere Überraschung bereithält. Auch ist Selbstbewusstsein ganz wichtig für Frauen, die in den angeblich männerdominierten Branchen gründen – oder auch nur arbeiten wollen. Und Offenheit. Wenn ich mit dem Gefühl etwas Besonderes zu sein, nur weil ich eine Frau bin, in diese Branchen einsteige, dann wird es auch schwierig. Wenn ich offen und selbstbewusst für meine Arbeit einstehe, dann überzeuge ich auch andere – Männer und Frauen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Als aktuelle Preisträgerin ist Dr. Jelena Stojadinovic in der Jury des Darboven Idee-Förderpreis 2017 vertreten. Die Auszeichnung richtet sich an Frauen mit Ideen für innovative Unternehmensgründungen. Gesucht werden tragfähige und erfolgversprechende Business-Konzepte aus allen Wirtschaftsbereichen. Mit der Vergabe des Preises soll Frauen Mut gemacht werden, den Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit zu gehen. Ausgezeichnet werden drei Geschäftsideen, dotiert mit insgesamt 65.000 Euro.

Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 31. Juli 2017. Alle Infos zur Teilnahme: hier.

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