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Artikel vom 26. April 2015

Die Selbstständigkeit war kein Ziel, sondern Zufall

Gründerin Sabine Seifert ist Schmuckdesignerin

Gründerin Sabine Seifert ist Schmuckdesignerin

Für Sabine Seifert ist Selbstständigkeit eigentlich ein “Alter Hut”. Die Schmuckdesignerin hat sich 1999 zum ersten Mal selbstständig gemacht – und zwar in Norwegen. Dort hatte sie norwegischen Familienanschluss. So gelang ihr dieser Schritt ziemlich einfach. Ohnehin werde es einem in Norwegen sehr leicht gemacht, die eigene Firma zu gründen. Mit einer kleinen Werkstatt hat sie angefangen, natürlich Zuhause. Sabine Seifert wollte die Kosten gering halten. Ein Tipp, den sie auch heute noch selbst beherzigt und anderen Gründern mit auf den Weg geben will.

Wer einen USP hat, kann sich glücklich schätzen

Die Bewohner des Dorfes, in dem Sabine Seifert in Norwegen lebte, waren froh, dass es einen Goldschmied in der Nähe gab. Sie war die einzige. In Folge dessen kam natürlich jeder, der etwas an seinem Ring, der Brosche oder einem anderen Schmuckstück reparieren lassen musste, zu ihr. Seifert’s Lädchen war aber auch Anlaufstelle für Geschenke zu bestimmten Anlässen, Ringe zur Verlobung oder Hochzeiten. Sie hatte ein Alleinstellungsmerkmal. Sie war die einzige. Das hilft bei einer Gründung. Gelingt aber in den seltensten Fällen. Wer aber einen USP (unique selling point) hat, kann sich glücklich schätzen. Deshalb ist es für Gründer so wichtig, daran zu arbeiten. Wenn ein Unternehmen etwas zu bieten hat, das keine andere Firma anbietet, kann sich der Erfolg schneller einstellen.

Arbeitslos zu sein ist sehr anstrengend

Gold- und Silberschmiedemeisterin ist auch staatlich geprüfte Gestalterin

Gold- und Silberschmiedemeisterin ist auch staatlich geprüfte Gestalterin

Als Sabine Seifert im Jahre 2012 zurück nach Deutschland kam, hatte sie erstmal keinen USP, sondern ging in eine Festanstellung. Sie hielt das für sicherer, weil sie in Deutschland kein Netzwerk hatte, um direkt mit einem eigenen Unternehmen in loszulegen. Heute weiß die Schmuckdesignerin, dass es diese Sicherheit nicht gibt. Denn 2013 war sie wieder arbeitslos. Über diese Zeit sagt sie: “Arbeitslos zu sein ist sehr anstrengend!” Es war ein Kulturschock. Man wollte ihr beibringen, wie sie – eine erfahrene Unternehmerin aus Norwegen – eine Bewerbung zu schreiben hätte. Ständig musste sie Bewerbungsgespräche nachweisen, die in ihren Augen ohnehin aussichtslos erschienen. Schließlich landete sie bei einer Zeitarbeitsfirma. Für Seifert eine Katastrophe. “Die machen dich klein”, sagt sie.

Gold- & Silberschmiedemeisterin entwickelt eigene Kollektionen

Sabine Seifert hat ihre eigene Kollektion

Sabine Seifert hat ihre eigene Kollektion

Das einzig positive aus dieser Zeit war die Tatsache, dass ihr 2013 der Gründungszuschuß gewährt wurde, als sie den Entschluss gefasst hat, sich in Deutschland lieber wieder selbstständig zu machen. “Meine heutige Selbständigkeit war eigentlich kein Ziel, sondern Zufall”, sagt Sabine Seifert heute. Ein glücklicher. Sabine Seifert ist seit 1998 Gold- und Silberschmiedemeisterin und staatlich geprüfte Gestalterin. Seitdem entwickelt sie ihre eigene Kollektion. Ihre Werkstatt in Dulsberg ist gleichzeitig das Ladengeschäft von Schmuck Seifert. Wer sie hier besucht, bekommt einen Eindruck von ihrem Kunsthandwerk und individuelle Produkte. Aber sie verkauft ihre Schmuckstücke natürlich auch auf Schmuckmessen in der Metropolregion Hamburg. Weil die Anfragen aber auch über die Grenzen Hamburgs hinaus gehen, hat Sabine Seifert auch einen Onlineshop unter shop.schmuck-seifert.de.

90 Prozent der Zeit ist Verwaltung

"Der Job ist keine Arbeit", sagt Gründerin Sabine Seifert

„Der Job ist keine Arbeit“, sagt Gründerin Sabine Seifert

Für die Schmuckdesignerin sind Arbeit und Leben eins. “Der Job ist keine Arbeit”, sagt Seifert. Wer klein anfängt, ein wenig Eigenkapital mitbringt und keine großen Investitionen tätigt, schläft in der Anfangsphase wahrscheinlich ruhiger. So macht der Job Spaß und er verschmilzt mit dem Leben. Sie kann nur jedem Gründer raten, die Möglichkeit einer solchen Gründung zu prüfen. Brauchbare Impulse hat Seifert auch bei der Hamburger ExistenzgründungsInitiative H.E.I. erhalten. Eine wichtige Erfahrung in den Seminaren aus dem Scheckheft der H.E.I. war für sie, andere Gründer zu treffen und deren Geschichte zu hören. So konnte die Schmuckdesginerin einschätzen, wo sie selbst gerade steht. “Als Gründer steht man mit vielen Dingen alleine da und muss das auch aushalten können”, so die Gründerin weiter. Ein wichtiges Thema war für sie die Selbstorganisation. Denn 90 Prozent ihrer Tätigkeit lagen anfangs in der Verwaltung, nur 10 Prozent ihrer Zeit konnte sie in der Werkstatt sein. “Das mit der Verwaltung wird später weniger”, freut sich Seifert.

Jeder Tag ist anders. Und das ist auch gut so.

"Andere Gründer bei der H.E.I. zu treffen war mir wichtig", sagt die Schmuckdesignerin

„Andere Gründer bei der H.E.I. zu treffen war mir wichtig“, sagt die Schmuckdesignerin

Von der Förderung durch die H.E.I. hat Sabine Seifert eher zufällig erfahren. Sie hätte sich gewünscht, dass schon gleich das Arbeitsamt auf diese Möglichkeit für Gründerinnen und Gründer hingewiesen hätte. Zumal das ja ihre erste Anlaufstelle war, als sie den Gründungszuschuss beantragt hat. Und dann sollte man sich unbedingt auch selbst prüfen. Wer sich nicht gerne Grenzen von anderen setzen lassen will, ist in der Selbstständigkeit besser aufgehoben. Nur muss es ein gutes Konzept zur Kundengewinnung geben. Ihr haben private Kontakte geholfen, aber auch Galerien, Messen und Pressearbeit. Heute sagt sie: “Jeder Tag ist anders. Und das ist auch gut so.”

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